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Radpolo

100 Jahre RSV, davon 35 Jahre Radpolo

 

55 Jahre war der Ballsport beim RSV fest in Männerhand. Aber auch hier zog, zwar etwas verspätet, die Emanzipation ein. 1976 leistete Thomas Zimmerer erfolgreiche Überzeugungsarbeit bei den Vorständen Aloys Bugner und Franz-Josef Becker, in das Radsport-Angebot auch die Sparte Radpolo mit aufzunehmen. Radpolo – das Pendant zum ausschließlich von Männern ausgeübten Radball – wird im gleichen Spielmodus absolviert. Es spielen 2 gegen 2 in 2 x 7 Minuten (eine Mannschaft besteht aus einer sogenannten Torfrau und einer Feldspielerin). Den einzigen Unterschied bilden ein kleinerer Ball (in den Anfängen eine mit Holzwolle gefüllte Filzkugel) und ein Schläger (Holz).

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Radpolo war in den 80er Jahren in allen rheinhessischen Radsport-Hochburgen vertreten (Ober-Olm, Undenheim, Hechtsheim, Weisenau). Der RSV gewann durch die stete Teilnahme an Meisterschaften im Schüler-/Jugend- und Aktiven-Bereich zunehmend an Bekanntheit.

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8 Mädels gingen damals für den RSV an den Start; zwei Trainingseinheiten pro Woche gehörten zur Regel. Unterstützung fand man schnell in Jutta Bernais, die als Bundesliga-Spielerin des RV Bierstadt (wohnhaft in Nieder-Olm) mit Rat und Tat zur Seite stand. Zusätzliche Trainingseinheiten dort brachten die nötige Spielpraxis.

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Erfolge in allen Spielklassen (Rheinhessen-Liga -> Regional-Liga -> Bundesliga) zogen Erfolge bei allen Meisterschaften (Rheinhessen MS -> Süddeutsche MS -> Deutsche MS) mit den dazugehörigen Pokalrunden nach sich.

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Spielerinnen der ersten Stunde: Birgit Eckert, Monika Mann, Lucia und Patricia Poralla, Simone Bugner, Caroline Gabel, Anja Weber und Anette Fleck. In den folgenden Jahren konnten Gabriele Schmitt (geb. Silz), Kerstin Lütkemeier (geb. Klein), Alexandra Gebhard (geb. Nauth) und Claudia Resch hinzugewonnen werden. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, denn durch private und berufliche Veränderungen unterlag man bereits zu dieser Zeit einer steten Fluktuation.

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Bis 1989 war der Verein mit seinen startenden Mannschaften „nur noch“ in der Aktiven-Klasse vertreten. Es war also an der Zeit, verstärkt Nachwuchsarbeit im Schüler- und Jugendbereich zu leisten. Tanja Weyerhäuser, Nina Bernais, Melanie Arndt, Verena Schott, Bianca Schreiber, Julia Erndl, Doris Kuczka und Linda Kerz gingen daraufhin für den RSV in diesen Klassen an den Start.

Schnell konnten auch hier sportliche Erfolge erzielt werden:

Mai 1990 in Neu-Anspach: 4. Platz bei der Schüler DM mit der Mannschaft Kuczka/Schreiber

Mai 1991 in Korbach: 5. Platz bei der Schüler DM mit der Mannschaft Bernais/Weyerhäuser

Juni 1993 in Lengerich: 6. Platz bei der Schüler DM mit der Mannschaft Arndt/Weyerhäuser

 

Der RSV blieb viele Jahre der einzige Verein, der im Rheinhessischen Radsportverband mit Radpolo vertreten war (viele Vereine stellten Mitte der 90er Jahre den Spielbetrieb wegen mangelndem Nachwuchs ein). Aber auch in Klein-Winternheim gewann der Breitensport immer mehr an Zuspruch, Sportarten mit so hohem Trainingsaufwand hatten das Nachsehen.

 

Zwei Mannschaften blieben dieser Sportart noch bis 2009 treu. Simone Bugner/Alexandra Gebhard und Gabriele Schmitt/Claudia Resch – trainiert von Josef Erich Bugner – haben sich bis zu ihrem sportlichen Karriere-Ende überaus erfolgreich auf Bundesebene geschlagen.

 

Nachdem Schmitt/Resch – in dieser Konstellation spielten die beiden seit 1987 zusammen – in ihrem ersten gemeinsamen Jahr in der Aktivenklasse bei der Rheinhessenmeisterschaft den 1. Platz belegten, bei der Süddeutschen MS dann den 2. Platz, stiegen sie direkt in die 2. BL auf. Darauf folgten 20 verrückte Jahre. Die beiden entwickelten Aufstieg und Abstieg aus der 1. BL zu ihrer Lieblingsdisziplin. Immer schön im Wechsel ging es 7 x hoch und 6 x runter.

 

Konstante Spitzen-Leistung lieferten hingegen Bugner/Gebhard, die bis 2009 uneingeschränkt in der 1. BL vertreten waren (die schwangerschaftsbedingte Unterbrechung von 2002 bis 2004 lassen wir hier einfach mal außen vor). Bugner/Gebhard – seit 1988 bildeten die beiden ein Team – zählten fast 20 Jahre zu den Topmannschaften in der höchsten deutschen Spielklasse. Sie haben dem Verein viele glanzvolle Finalteilnahmen an Deutschlandpokal und Deutschen Meisterschaften gesichert. Vize-Deutsche Meister in den Jahren 1999, 2000, 2005 und 2008, Bronzemedaille 2009 sind nur einige herausragende Erfolge ihrer gemeinsamen Zeit.

 

Schmitt/Resch haben bei den Aufstiegsspielen zur 1. BL in Eisenfeld im Jahr 2007 den Radpolo-Schläger an den Nagel gehängt. Der erfolgreiche 3. Platz brachte einmal mehr die Startberechtigung zur 1. BL. Nicht umsonst heißt es: man soll aufhören, wenn es am schönsten ist! Denn wie 2008 für die beiden geendet wäre, ist zu erahnen, oder?!

 

Bugner/Gebhard folgte im Jahr 2009. Bei der Deutschen Meisterschaft in Herzogenrath haben die Spielerinnen den Entschluss gefasst, ihre sportliche Karriere zu beenden. Ein Platz auf dem Podest ist für sie ein idealer Zeitpunkt gewesen, um sich vom Wettkampfsport zu verabschieden.

 

Wir, Simone & Alex und Gabi & Claudia, könnten jetzt von den vielen sportlichen Erfolgen und Misserfolgen berichten, die wir in den über 30 Jahren Radpolo erlebt haben. Nein, die kurze Zusammenfassung soll genügen. Sicher sind wir, dass auch und gerade durch die vielen Jahre eine Vertrautheit und ein Verständnis füreinander entwickelt wird, das auf ewig verbindet. Wir möchten Sie teilhaben lassen an einer einzigartigen, gemeinsamen Zeit und piken einfach ein paar besonders schöne Momente heraus.

 

  • Bei unseren vielen Übernachtungen haben wir ganz bestimmt keine Behausungs-Kategorie ausgelassen. Von Nobelherberge in Glauchau mit exzellentem Wellness-Bereich bis zum Gruselgasthof in Etelsen. In Etelsen haben am Ende vier Mädels im Teenager-Alter vor lauter Angst und Unbehagen gemeinsam in einem Bett geschlafen.

  • In Zimmern in Berlin-Kreuzberg sind nicht unbedingt Betten anzufinden. Deshalb hat unser Babba mit uns lernen müssen, im Schlafsack auf dem Boden zu nächtigen.

  • Gelebte Wiedervereinigung, denn im Osten Deutschlands wurde Radpolo auch gespielt. Allerdings war der raue Umgangston zwischen Spielerinnen, Trainer*in und Spielleiter*in für uns anfangs doch sehr befremdlich.

  • Spektakulär war sicher der Angriff einer gigantisch großen Wildsau auf Babbas Auto gleich nach der Wende in Ostdeutschland auf dem Weg nach Müchelen. Wir wähnten uns einen kurzen Moment in dem Glauben, die Sau sei auf einem Feldweg hinter einem Zaun unterwegs. Tja weit gefehlt! Ganz zackig haben wir das Weite gesucht!!!

  • Wir fuhren mit dem Wohnmobil zur DM nach Karlsruhe (ausnahmsweise ohne Trainer) und schafften es, uns so zu verfahren, dass wir tatsächlich 3 x im gleichen Stau standen.

  • Irgendwann entwickelten wir eine Vorliebe für Speisekarten aus allen Restaurants, die wir über die Jahre besuchten. Dass damit skurrile Situationen einher gingen, verheimlichen wir nicht: Speisekarte erfolgreich entwendet, Sonnenbrille auf dem Tisch liegen lassen à Oh nein!

 

Und so gibt es tausend Erinnerungen, die in unseren Köpfen verankert sind – es war eine tolle Zeit, die wir miteinander hatten!

 

Festschrift zum Jubiläum ist eine gute Gelegenheit, um DANKE zu sagen:

  • Dem RSV, der uns über all die Jahre stets unterstützt hat und uns das nötige Equipment zur Verfügung gestellt hat (Räder/Schläger/Bälle)

  • Norbert Kissel, dem besten Zeugwart, den ein Verein sich wünschen kann. Er hat unsere Räder nach jedem Einsatz wieder in Schuss gebracht. Der Verlust an Speichen war ab und an wirklich enorm.

  • Aber ganz besonderer Dank gilt unserem langjährigen Trainer Josef Bugner, von uns stets „Babba“ genannt (brachte die Menschen in mancher Halle zum Grübeln, echt der Vater?!?!). Er ist mit uns in all den Jahren durch Dick und Dünn gegangen, hat uns viele tausend Kilometer quer durch Deutschland begleitet, hat all unsere Launen ertragen. Pubertierende Jugendliche, zickige Teenager, verheiratete Frauen, selbst Mütter geworden für ihn gewiss nicht immer einfach, aber für uns alle rückblickend eine „megageile Zeit“, von der wir nicht eine Sekunde missen möchten. DANKE!

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Claudia Resch

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