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Der Weg zum Gymnastiksport

Der Weg zum Gymnastiksport im Radsportverein

 

Der I. Weltkrieg war Gott sei Dank vorbei und auch das Wüten der „Spanischen Grippe 1920“ hatte ein Ende, als sich 1921 die RV-Gründer auf eine anspruchsvolle und feine Sportkunst festlegten.

Am Anfang war es SAAL-RAD-SPORT !

 

Aus Niederschriften ist zu entnehmen, dass es trotz rustikalen Sportbedingungen:

„Fahren mit Tourenrädern auf Bohlenbelag“

zur damals dörflichen Attraktion gereicht hat!

Ansonsten gab es nichts im Ort was mit Sport oder sportähnlicher Bewegung zu tun hatte.

 

Der Weg zum Ziel: „Gymnastiksport“

- ich nehme es vorweg – dauerte runde 50 Jahre !

 

Der klassische Saalsport vergangener Zeit, z.B.: Turnen, Radfahren, Tanzen, Kegeln, ergänzte Land auf – Land ab, das kulturelle Leben. Die Sportstätten auch SAAL oder SÄLCHEN genannt waren und sind vereinzelt heute noch gesellschaftliche Zentren.

 

Die starke Veränderung der Arbeitswelt und der Lebensweise in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, führte auch zu einer neuen freizeitlichen Bewegungskultur. Die Menschen suchten einen Ausgleich nach der Alltagsarbeit und erkannten die Bedeutung körperlicher Fitness. In der sportlichen Ertüchtigung sah man eine sinnvolle Gestaltung der freien Zeit.

 

Mit dem weiteren wirtschaftlichen Fortschritt hierzulande, kam es besonders im Bereich der Sportstätten, zu neuen Formen und größeren Maßstäben. Die altehrwürdigen und oft engen Saalbauten mit Sportbetrieb, wurden zu Auslaufmodellen. Die Zeiten der quadratisch praktischen Mehrzweckhallen waren jetzt angesagt.

 

So geschehen auch bei dem RV im Jahre 1960/61. Mit dem damaligen Hallenneubau und dem erweiterten Anschlussbau 1968/69, schaffte man in Klein-Winternheim optimale Sport-u. Trainingsbedingungen.

 

Viele nicht-radsportliche Mitglieder sahen jetzt (1969/70) eine Chance, in der Gemeinschaft sportlich aktiv zu werden. Hinzu kam, dass der aufkommende TRIMM-Sport ab 1970 ein steigendes Interesse auch im Hallentraining auslöste. Es stellte sich deutlich heraus, dass sich neben dem reinen HALLENRADSPORT neue sportaktive Richtungen einstellten.

Daraufhin forderten Kenner der Szene ein Sportkonzept für Kondition- und Fitnesstraining. Zunächst ohne Erfolg!

Es war eine Frage der Zeit, bis der Vorstand des Radfahrvereins (RV) das Thema  BREITENSPORT auf der Tagesordnung hatte. Dem anfänglichen Argwohn einzelner Vorstände, gegenüber der anrollenden Fitnesswelle, folgte schließlich die kluge Einsicht, dass der künftige Vereinsweg nur mit einem breiteren Sportangebot erfolgreich bleibt.

Mit der Öffnung zum Breitensport 1969/70 konnte sich endlich und offiziell der

Gymnastiksport mit allen weiteren sportlichen Varianten neben der Kernmarke: HALLENRADSPORT etablieren!

 

Bemerkenswert erscheint, dass die Anfänge des ab 1970 angebotenen Gymnastiksports, alleine auf die Initiativen sportinteressierter Frauen zurückgehen! Die damalige Leitung der ersten Damengruppe – so ein RV-Protokoll, wurde Norbert SINZ (†) übertragen.
Der wöchentliche Abendsport fand zunächst mittwochs statt und die Trainingserfolge der Frauen waren bald im Gespräch.

Das war ausreichende Motivation für die männlichen Zeitgenossen, sich der Damengruppe anzuschließen. Damit war die gemischte und offene Gymnastikgruppe erfunden!

 

Mittlerweile hatte sich ein sportlich ambitionierter junger Mann, der in Klein-Winternheim sein Glück im Privaten gefunden hatte, dem RV angeschlossen. Sehr schnell wurde klar, dass mit Heinz WILHELM ein talentierter Übungsleiter für den Bereich Breitensport in den Reihen stand. Mit samstäglichen Kinder- und Jugendturnstunden (ab 1973)  begann die aktive Trainerzeit von WILHELM in unserem Verein. Es war eine beliebte Sport- und Freizeitgestaltung des örtlichen Nachwuchses, so wird heute noch gerne erinnert!

Fast zeitgleich (1973/74) kam es zum Rückzug von SINZ aus dem Trainingsbetrieb. Heinz WILHELM übernahm die Leitung der gemischten GYMNASTIKS, die sich bis in unsere heutige Zeit immer donnerstags abends mit Spaß und gesundem Ehrgeiz auf dem Hallenparkett einfindet.

Bestimmten in den Anfangsjahren schon ab 1950 (siehe Artikel von Raike Thorn) und dann ab 1969 noch echte turnerische Elemente die Übungseinheiten bei WILHELM, so ging im Laufe der Jahrzehnte die Tendenz hin, zu strukturierten gymnastischen Übungen und Entspannungseinheiten.

Im Fokus jeder Übungsstunde steht die Konstitution und Altersstruktur der TeilnehmerInnen!

 

Schon lange bevor in unserem Land über die Frauenquote diskutiert wurde, gab es in unserem Verein erfolgreiche Trainerinnen!

So lag damals wie auch heute, die Gestaltung einer Übungseinheit im Ermessen der Übungsleiterin. Die Ansichten von Turn- und Gymnastiksport waren in den Anfangsjahren (1970er) noch ziemlich verwischt. So gehörten bei der Trainerin Hannelore OERLECKE (†) die klassischen Turngeräte wie Barren und Bock neben anderen zu einer ansprechenden Übungseinheit.

 

Auf einen deutlich moderateren Stil setzte die nachfolgende Trainerin Hannelore WEBER  (†). Mit der neuen Methode der Ganzkörper-Übung, heute: „full body workout“ (ohne Geräte) fanden sich die Teilnehmerinnen besser zurecht.

 

Diesen Trend setzte auch ab 1984, die sportlich versierte Erna KISSEL bei ihrer Trainingsarbeit fort. Ein verstärktes Interesse an den neuzeitlichen Leibesübungen zeigten insbesondere die hiesigen Landfrauen. Im privilegierten Vormittagssport, immer dienstags von 8:30 – 9:30 Uhr stand die Damengruppe unter der Leitung der Fitmacherin KISSEL im verdienten Trainingsschweiß!

 

Dieses Sportangebot, das die Jahrtausendwende überdauerte, wurde im Juli 2017 nach 32 Jahren, von der ortsbekannten Erna KISSEL, aus Altersgründen nicht mehr betreut!

Was bleibt, ist die Erinnerung einer beispielhaften Vereinsarbeit, geleistet von einer „Stillen“ im Lande! Die KISSEL, Erna, wie man sie hier salopp nennt und kennt, steht für eine namhafte Figur im Jubiläumsverein! 

 

Auch nach diesem außergewöhnlichen Engagement geht es im Trainingsbetrieb des Frauensports selbstverständlich weiter. Mit erfahrenen Trainerinnen ist der Sportbetrieb grundsätzlich in guten Händen.

 

Als 100-jähriger Sportverein stehen wir in traditioneller Verantwortung und zeigen gerne unsere Kompetenz in körperlicher Ertüchtigung. Aus diesem Grunde stehen Woche für Woche unsere ehrenamtlichen TrainerInnen aus Freude am Sport und dessen Sinnhaftigkeit in der Trainingshalle.

Darüber hinaus erfüllt es uns mit Stolz, unsere Sportfreunde*Innen zu einer gepflegten Kondition und Altersfitness zu führen.

Bei aller rückwärtigen Betrachtung und Entwicklung des Freizeitsportes im RSV sagen wir  ALLEN ein großes sportliches Dankeschön !

 

Auch sagen wir:  „Gott sei Dank“!

 

Für die Freiheit in unserem Land und in der Hoffnung, dass wir nach überstandener Corona-Pandemie 2020, sowohl in unserem Alltagsleben als auch in unserer sportlichen Bewegungsfreiheit nicht mehr weiter eingeschränkt sind.

In diesem Sinne, wünscht die Abt.: Freizeit-u. Gymnastiksport den Verantwortlichen unseres Vereines einen angenehmen „Sitz im Vorstands-Sattel“ und eine erfolgreiche Zeit bis zum nächsten Jubiläum!

 

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Edmund Jost

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Wie es mit der Gymnastik im RSV angefangen hat aus der Sicht von Heinz Wilhelm

 

An Fassenacht 1969 lernte ich meine Frau Magda auf dem Maskenball In der Radsporthalle kennen. Damit fing auch aller im RSV bei mir an.

In den Jahren 1969/70 wurde ich von meinem damaligen Bekannten Norbert Sinz, der Trainer der Damengymnastik Gruppe war, gefragt, ob ich Ihm vielleicht ab und zu Mittwochs abends im Training zur Seite stehen könnte.

Ich sagte Ihm spontan zu, da es sich ja um eine Damengruppe handelte. Es war schon damals eine große Gruppe begeisterter Sportlerinnen, die immer größer wurde.

Da plötzlich auch Männer an dieser Sportart Interesse zeigten, entschlossen wir uns eine gemischte Gymnastikgruppe zu gründen, die donnerstags abends in der neu angebauten Halle trainieren konnte. Sportgeräte, Matten und Musik im Hintergrund gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Im Jahr 1973 kam die Idee mit Kindergymnastik und Kinderturnen, Die wurde dann auch sofort umgesetzt. Alle Altersgruppen von 6 bis 13 Jahren waren jeden Samstag um 15 Uhr in der Halle. Manchmal bis zu 75 Kinder und alles funktionierte mit so vielen Kindern ohne Probleme. In der Zwischenzeit hatten wir mit der Grundschule zusammen Turnmatten, Sprungbrett, Kasten, Bock und Barren angeschafft. Auch Gymnastikmatten aus Schaumgummi waren für alle Gruppen da.

Im Jahre 1976 lernte ich dann meinen späteren besten Freund Karl Mirwald kennen, der auf Anraten seiner Frau, in der gemischten Gruppe mit trainierte. Da er ehemaliger Karatekämpfer war und er sicher noch einige Übungen zusätzlich kannte, fragte ich ihn ob wir uns nicht ab und zu als Trainer abwechseln könnten. Auch er sagte spontan zu, was wiederum eine Bereicherung für uns alle war.

Dann kam die Aerobic Welle, von der auch wir völlig überrollt wurden. Die Halle platzte aus allen Nähten und diese Gymnastik wurde ab jetzt mit heißer Musik und heißen Rhythmen durchgeführt. Man überlegte schon die Gruppe zu teilen, doch nach einiger Zeit hatte sich alles gut eingespielt und die Sportlerinnen und Sportler haben die beengten Verhältnisse angenommen.

Die nächste Welle die kam war STEP AEROBIC. Auch diese Welle wurde angenommen und ist bis heute, gepaart mit Kondition, Dehnung und Gymnastik für alle Muskelgruppen in unserer Gruppe donnerstags mit viel Spaß, Ehrgeiz und Freude vorhanden.

 

Auch kommt das Feste feiern nicht zu kurz und der Donnerstagstammtisch war bis zum Beginn der Pandemie mit unserem Hallenwart Norbert und dem alten Radballer Sepp immer wieder ein Erlebnis.

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Mit sportlichem Gruß

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Euer Heinz

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